Warum wird die Temperatur nie richtig ausgelesen?

Mit den immer schneller werdenden Prozessoren und der immer größeren Beliebtheit des Prozessor-Overclockings stieg die Problematik der entstehenden Hitze kontinuierlich an. Woran ein betagter 486er- oder Pentium-Anwender im Leben nicht gedacht hätte, bereitet dem modernen PC-Anwender teilweise große Sorgen: nämlich die Gefahr des Hitzetods der CPU!

In den guten alten Zeiten der 486er und der ersten Pentium-Prozessoren spielte die Hitzeentwicklung noch keine bedeutenden Rolle. In der Regel reichte ein kleiner Passivkühler und teilweise benötigten die Prozessoren überhaupt keine Kühlelemente. Heutzutage ist dies undenkbar und selbst Mainstream-Prozessoren brauchen im Standard-Takt überdimensional große Kühler. Somit ist es kein Wunder, dass in der Overclocking-Szene eine besonders gute Kühlung die Grundlage einer jeden Übertaktung ist.

Mittlerweile sind in der Regel alle Mainboard mit einem BIOS versehen, welche die Temperatur des Prozessors und anderer Komponenten auslesen können. Bezüglich dieser Werte aus dem BIOS können zahlreiche Software-Programme dem Anwender die Temperatur anzeigen oder darauf reagieren. Ein Programm wie "MotherboardMonitor", "AIDA" oder ähnliches ist bestimmt einem jeden PC-Anwender bekannt.

Doch das Auslesen der Prozessortemperatur hat auch eine große Verwirrung in die Computer-Community gebracht, denn die vom BIOS ausgelesenen Temperaturen sind teilweise von Mainboard zu Mainboard verschieden. So ärgerte sich der ein oder andere PC-Anwender, weil derselbe Prozessor bei gleichem Takt in einem anderen System 10°C kühler war. Des Weiteren konnten sich einige Anwender als Lügner betiteln lassen, weil in deren System Temperaturen gemessen wurden, die nach Meinung der anderen einfach unmöglich sind.

Auch wer sich einmal diverse Datenblätter von Prozessoren oder die Prozessortabellen auf www.pc-erfahrung.de angeschaut hat wird sehen, dass die dort angegebenen Temperaturen in der Realität nicht erreicht werden können, da sie schlicht und einfach zu hoch sind. Wer nach dem herkömmlichen Ausleseverfahren eine Prozessortemperatur von über 75°C angezeigt bekommt, der kann sicher sein, das in der nächsten Sekunde ein kurzes Zischen gefolgt von einem verbrannten Geruch zu vernehmen ist. In der Regel kann man bei solchen Datenblätter Bemerkungen wie "Bitte zählen Sie nich 10-20°C zu Ihrem Wert hinzu." lesen.

Der Grund: die Temperatursensoren

Der Grund für diese ganzen Verwirrungen ist ganz einfach: auf dem Mainboard befinden sich an bestimmten Stellen Temperatursensoren, unter anderem auch direkt in der Nähe des Prozessorsockels. Da diese Sensoren sich immer nur in der Nähe und nie unmittelbar auf der jeweiligen Komponente befinden, können diese Werte nie der Realität entsprechen.

Prozessortemperatur

Wird die Temperatur mittels Sensor auf dem Mainboard ausgelesen, so entsprechen die Werte nicht der Realität

Je nachdem welche Sensoren auf dem jeweiligen Mainboard verbaut werden und vor allem in welchem Abstand diese zur CPU liegen, können riesige Unterschiede bei den Temperaturen entstehen. Aus diesem Grund sind die Temperaturen nur als Anhaltspunkte, welche dem Anwender eine ungefähre Temperatur vermitteln, anzusehen.

Prozessortemperatur

Hier sieht man eine weitere Sensor-Variante im Sockel

Richtig kompliziert wird die ganze Problematik durch einige Mainboards, welche die "fehlenden" Grade hinzurechnen, um dem Anwender die reale Temperatur zu simulieren. Was natürlich dabei herauskommt, wenn ein unwissender Anwender erfährt, dass seine CPU-Temperatur bei über 70°C liegt, kann sich wohl jeder selbst denken!

Prozessortemperatur
Hier sieht man eine weitere Sensor-Variante im Sockel

Trotzdem sind die Temperatur-Sensoren sehr hilfreich, gerade wenn man seine CPU übertaktet und man den Temperaturanstieg vergleichen möchte. Kennt man die Hintergründe, so kann man auch die Temperaturen mit anderen System annähernd gut vergleichen.