Allgemeine Anleitung zum Übertakten von Prozessoren

In dieser Sparte wird Euch gezeigt, wie Ihr Euern Prozessor übertaktet. Da sich aber die vielen Prozessor-Modelle unterschiedlich übertakten lassen, beginne ich auf dieser Seite erst einmal mit der allgemeinen Theorie. Es ist ratsam, sich diese Tipps vorher gründlich durchzulesen und dann am Ende dieser Seite zu den entsprechenden Modellen zu wechseln. Fortgeschrittene können aber auch gerne direkt zu dem gesuchten Prozessor-Modell gehen.

Einleitung

Das Übertakten eines Prozessors bedeutet, dass er mit einem höheren Takt betrieben wird als eigentlich vorgesehen.
Prinzipiell gilt jedoch, wer einen Prozessor übertaktet, gefährdet den Prozessor und alle anderen Systemkomponenten. Es muss immer damit gerechnet werden, dass Systemkomponenten beschädigt oder zerstört werden. So ist auch nachweislich bekannt, dass sich die Lebensdauer von übertakteten Prozessoren verkürzt.


Verkohlte AMD Duron 900 Mhz CPU.
Damit so etwas nicht passiert, sollte man
immer auf eine gute Kühlung achten!

 

Doch das Motto "Sicher ist sicher" gilt auch bei den Herstellern von Prozessoren, denn diese müssen auch damit rechnen, dass ihre Prozessoren auch in Computern reibungslos arbeiten werden, die beispielsweise in überhitzten Büroräumen stehen. Daher werden Prozessoren von Hause nicht mit dem vollen Leistungspotential ausgeliefert, sondern es bleibt immer noch ausreichend viel Spielraum, so dass man bei vielen Prozessoren noch einiges an Leistung herauskitzeln kann. Im Klartext bedeutet das, dass Prozessoren etwas untertaktet sind, solange alle anderen Umstände (Raumtemperatur, CPU-Kühler, etc.) optimal sind.

Wie kommt eigentlich der Prozessortakt zustande?

Bevor wir nun beginnen können, müssen wir erst einmal wissen, wie die Mhz-Zahl eines Prozessors zustande kommt. Zwei Faktoren bestimmen den Takt des Prozessors: Der "Front-Side-Bus" (FSB ) und der "Multiplikator". Der FSB ist umgangssprachlich der "Herzschlag des gesamten Systems" und alle Komponenten sind von dem Takt des FSB anhängig. Um nun auf die gewünschte Taktfrequenz zu kommen, besitzen die Rechnerkomponenten wie Prozessor, Arbeitsspeicher, PCI-Karten, etc. einen so genannten Multiplikator bzw. Teiler, mit deren Hilfe die Taktfrequenz bestimmt wird. Und somit gibt es auch zwei Möglichkeiten, aus seinem Prozessor etwas mehr Leistung zu kitzeln.

FSB PCI-Bustakt PCI-Teiler

Multiplikator

      3 3,5 4 4,5 5 6 7 8 9 10 11
66 Mhz 33 Mhz 2 198 231 264 297 330 396 462 528 594 660 726
75 Mhz 37,5 Mhz 2 225 263 300 338 375 450 525 600 675 750 825
83 Mhz 41,5 Mhz 2 249 291 332 374 415 498 581 664 747 830 913
100 Mhz 33 Mhz 3 300 350 400 450 500 600 700 800 900 1000 1100
103 Mhz 34,3 Mhz 3 309 361 412 463 515 618 721 824 927 1030 1133
107 Mhz 35,7 Mhz 3 321 375 428 482 535 589 749 856 963 1070 1177
110 Mhz 36,7 Mhz 3 330 385 440 495 550 660 770 880 990 1100 1210
112 Mhz 37,3/33,6 3/3,33* 336 392 448 504 560 672 784 896 1008 1120 1232
124 Mhz 31/41,3* 4/3* 372 434 496 558 620 744 868 992 1116 1240 1364
133 Mhz 33/44,3* 4/3* 399 466 532 599 665 798 931 1064 1197 1330 1463
138 Mhz 34,5 Mhz 4 414 483 552 621 690 828 966 1104 1242 1380 1518
142 Mhz 35,6 Mhz 4 426 497 568 639 710 852 994 1136 1278 1420 1562
148 Mhz 36,5 Mhz 4 444 518 592 666 740 888 1036 1184 1332 1480 1628
150 Mhz 29,9 Mhz 5 450 525 600 675 750 900 1050 1200 1350 1500 1650
160 Mhz 29,5 Mhz 5,35 480 560 640 720 800 960 1120 1280 1440 1600 1760
166 Mhz 33 Mhz 5 498 581 664 747 830 996 1162 1328 1494 1660

Ihr fragt Euch jetzt sicherlich, warum die Tabelle nach 166 Mhz nicht weitergeführt wurde! Der Grund liegt darin, dass in modernen Mainboards der Prozessor separat getaktet wird und somit der PCI- und AGP-Takt nicht mehr vom FSB des Prozessors abhängig ist. Somit kann man den FSB für die jeweilige Komponente extra einstellen. Wer aber trotzdem ein Mainboard erwischt hat, bei dem es nur einen zentralen FSB-Clock gibt, der kann den PCI-Teil wie in der Tabelle fortühren.

Anhand dieser Tabelle wird deutlich, dass der Prozessortakt aus dem Front-Side-Bus abgeleitet wird. FSB und Multiplikator ergeben den realen Prozessortakt. So hat z.B. ein AMD K7 Athlon mit 800 Mhz einen FSB von 100 Mhz und einen Multiplikator von 8 (100 Mhz * 8 = 800 Mhz). Das gleiche gilt bei den anderen Hardwarekomponenten. PCI-Karten (Soundkarte, Netzwerkkarte, TV-Karte, etc) vertragen in der Regel einen Standardtakt von 33 Mhz. Um an diese Taktrate heranzukommen, wird der FSB nicht wie bei dem Prozessor mit einer festgelegten Zahl multipliziert, sondern dividiert. Der so genannte PCI-Teiler und der FSB bestimmen die Taktung der PCI-Steckkarten. Wird in PC-System mit 100 Mhz FSB betrieben, so liegt der PCI-Teiler bei 3 (100 Mhz / 3 = 33,3 Mhz).

Zusammenfassend lässt sich sagen, der Front-Side-Bus den wahren Takt in einem PC-System angibt. Alle anderen Komponenten richten sich nach ihm. Um nun einem Prozessor mit einer bestimmen Taktrate zu betreiben, wird ( entweder im BIOS, auf dem Mainboard oder auf dem Prozessor selbst) ein Multiplikator festgelegt. Aus FSB und Multiplikator ergibt sich nun der reale Prozessortakt. Das gleiche gilt für andere PC-Komponenten. Daher übertaktet man das gesamte System, wenn man den FSB anhebt.

Möglichkeit - Übertakten via FSB

Die erste Möglichkeit ist die Erhöhung des Front-Side-Bus. Bei modernen Mainboards kann man den FSB bequem im BIOS ändern. Dazu muss man beim Starten des Computers die Taste "Entf" bzw. "Del" drücken. Anschließend muss man die Sparte "Frequenzy/Voltage" (oder so ähnlich) finden, wo man nun den FSB erhöhen kann. Kann man im BIOS keine Änderungen am FSB vornehmen, so besteht noch die Möglichkeit, den FSB per Jumper (das sind kleine Stecker) auf dem Mainboard zu ändern. Dies trifft vor allem auf ältere Mainboards aus Zeiten des Pentium und K5/K6 zu.

     

Wichtig: Wenn man seinen Prozessor mithilfe des BIOS übertaktet, wird man sicherlich irgendwann an die Granzen der maximalen Übertaktbarkeit gelangen. Da man ja nicht vorher weiß, wo diese Grenze liegt, muss man den Prozessor in langsamen Schritten bis zu diesem Punkt übertakten. Hat man ihn dann zu weit übertaktet, wird sich das dann darin bemerkbar machen, dass der Rechner nicht mehr bootet und der Bildschirm schwarz bleibt. Jetzt aber keine Panik, wenn man den Jumper neben der Motherboard-Batterie einmal hin- und hersteckt, werden die Default-Einstellungen geladen und der Rechner bootet wieder.

     

Hat man doch ein Mainboard erwischt, bei dem man den FSB weder im BIOS noch mithilfe von Jumpern verstellen kann, gibt es noch die Möglichkeit, mit bestimmten Softwareprogrammen den Takt zu erhöhen. Gerade bei Komplettrechnern aus dem Aldi oder Media-Markt kann häufig Einstellungen am Prozessortakt vornehmen, da diese Anbieter lediglich OEM-Ware einsetzen. Und dies liegt auch klar in der Hand: Wenn man die Möglichkeit zum Übertakten verhindert, reduziert sich die Anzahl von Reklamationen und Umtauschaktion aufgrund defekter Hardware.

Beim Übertakten über den FSB sollte man aber eines Bedenken, dass auch andere Komponenten wie Mainboard-Chipsatz, Arbeitsspeicher, PCI-Karten, etc auch übertaktet werden, da diese bekanntlich vom Takt des FSB abhängig sind. Daher ist beim Übertakten auch nicht immer der Prozessor der Schuldige, wenn der Rechner im übertakteten Zustand öfters abstürzt oder erst gar nicht startet, sondern auch andere Komponenten, die mit dem erhöhten Takt nicht zurecht kommen, stellen oftmals ein Problemfall dar. Die Wahrscheinlichkeit ist höher, dass der Arbeitsspeicher, eine Netzwerkkarte oder der Mainboard-Chipsatz Schuld daran sind, als der Prozessor. Übertakter mit einem Pentium-System, die den Rechner nur über den FSB übertakten können, achten darauf, dass der Arbeitsspeicher und der Chipsatz für höhere Spezifikationen geeignet sind. Hat man beispielsweise einen P4 in seinem Rechner, der mit einem FSB (Systemtakt) von 400 Mhz betrieben wird, so sollte der Arbeitsspeicher und der Mainboard-Chipsatz für einen FSB von 533 Mhz geeignet sein. Dann steht einem erfolgreichen Übertakten nichts im Wege.

Möglichkeit - Übertakten via Multipliplikator

Die zweite Möglichkeit ist die Erhöhung des Multiplikators. Diese ist die etwas sichere Variante, einen Prozessor zu übertakten, da nur der Prozessor übertaktet wird. Alle anderen Systemkomponenten laufen in ihren vorgeschriebenen Spezifikationen weiter. Es gibt unterschiedliche Wege, den Multiplikator zu ändern. Dies ist abhängig vom Prozessortyp. Der Multiplikator älterer Prozessoren, wie der Intel Pentium 1, konnte noch bequem durch Jumper auf dem Motherboard geändert werden, wobei bei einem AMD Athlon das Chassis geöffnet und Widerstände umgelötet werden müssen. Einige Prozessoren wie der Pentium 4 lassen keine Änderungen am Multiplikator zu.

Stromversorgung

Sobald man den Prozessor übertaktet, benötigt er in der Regel auch eine größere Versorgungsspannung, im Klartext er braucht mehr Saft. Diese Versorgungsspannung wird V-Core genannt. Wenn man beim Übertakten des Prozessors einmal an die Grenzen gestoßen ist und der Rechner nicht mehr stabil läuft, hilft oftmals eine Anhebung der Kernspannung (V-Core). Bei der Erhöhung der V-Core gibt es eine Faustregel: Eine Erhöhung von 10% ermöglicht eine Erhöhung von ca. 5-10% des Prozessortakts. Doch es entsteht nun eine größere Prozessorwärme, die man zwar durch entsprechende Kühler senken kann bzw. sogar muss, doch sorgt sie auch auch für eine geringere Lebensdauer. Die durchschnittliche Lebensdauer wird so von ca. 10-15 Jahren drastisch reduziert. Doch was sind schon 10-15 Jahre im Leben eines Computer. Das sind Jahrhunderte. Oder arbeiten Sie etwa noch mit einem 368er mit 20 Mhz?

Genau wie beim FSB und dem Multiplikator kann man die V-Core entweder im Bios oder per Jumper auf dem Motherboard einstellen. Hat man hier keine Möglichkeit die Kernspannung zu ändern, hat man in der Regel keine Chance diese zu verändern und man muss das Bestmögliche aus seinem Prozessor herausholen, ohne die V-Core zu erhöhen. Bei manchen Mainboards, wie beispielsweise dem ECS K7S5A für den Sockel A, gibt es noch spezielle Anleitungen, wie man trotzdem die V-Core ändern kann.

Natürlich muss man auch in Betracht ziehen, ob das Netzteil des Rechners auch leistungsstark genug ist. Denn wenn man das System hochtaktet, muss das Netzteil auch genügend Power haben, alle Komponenten mit ausreichend viel Strom zu versorgen. Und da reicht bei modernen PC-Systemen ein 230 Watt Netzteil nicht mehr aus und es muss ein 300 Watt Netzteil (oder mehr) her.

"Stepping" des Prozessors

Auch bei Prozessoren gibt es Qualitätsunterschiede, das in diesem Fall "Stepping" genannt wird. Prozessoren werden aus Silizium-Scheiben hergestellt. Um nun immer schnellere und höher getaktete Prozessoren auf dem Markt zu bringen, müssen die Ingenieure und Techniker der Prozessorhersteller Methoden entwickeln, um die Qualität und die Herstellung solcher Silizium-Scheiben zu steigern. Daher unterscheiden sich die einzelnen Modelle einer Prozessorreihe in der Herstellungsqualität, die als Stepping angeben wird. Je besser dieses Stepping ist, desto größer sind die Möglichkeiten einen Prozessor zu übertakten.

Daher sollte man sich vor dem Kauf eines Prozessors in einigen Internet-Foren kundig machen, welches Stepping eines bestimmten Prozessormodells das zur Zeit beste ist. Denn oftmals gibt es mehrere unterschiedliche Steppings eines einzigen Prozessormodells.

Außerdem sollte man auch darauf achten, dass man nicht unbedingt bei dem letzten Model einer Prozessorreihe zugreift, da diese oftmals schon ziemlich nahe an die Grenzen des Machbaren herankommen. Ein weiterer Faktor spielt die Herstellungsart der Prozessorchips. Der erste Pentium 4 wurde noch mit 0,18µm großen Transistoren hergestellt. Sein direkter Nachfolger wurde mit 0,13µm großen Transistoren hergestellt, so dass größere Taktraten möglich waren, da die Hitzeentwicklung aufgrund der neuen Herstellungsart geringer wurde als bei seinem Vorgänger. Man kann also einen Pentium 4 2000 Mhz zum einen mit dem Willamette-Kern (0,18µm) und zum anderen mit dem moderneren Northwood-Kern (0,13µm) erwerben, wobei sich der P4 mit Willamette nicht annähernd so gut übertakten lässt ein vergleichbarer P4 mit Northwood-Kern.